Zugabe von Kühlerdichtmittel beim V 12 nach Kühlwasserwechsel?

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#1: Zugabe von Kühlerdichtmittel beim V 12 nach Kühlwasserwechsel? Autor: ExcaliburUnna BeitragVerfasst am: Fr 10 März, 2023 23:11
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In der Jaguar-Betriebsanleitung wird nach jedem Wechsel des Kühlwassers die Zugabe von Kühlerdichtmittel empfohlen.

Zu dieser Thematik habe ich einen sehr interessanten Artikel der englischen Firma KWECars gefunden, welche sich u.a. auf die Vollrestaurierung von Jaguar-Oldtimern spezialisiert hat.

Ich habe diesen Artikel mit einem Übersetzungstool ins Deutsche übersetzt (DeeplÜbersetzer). Nachstehend findet ihr den Link und die Übersetzung dazu:

https://www.kwecars.com/jaguar-tech-centre/coolant-sealants/

"Warum Sie niemals Kühlmitteldichtstoffe verwenden sollten – KWE Cars - Jaguar, Daimler und Aston Martin DB7 Restaurierungsspezialisten "
Sie haben ein langsames Kühlmittelleck - ein paar Tropfen auf der Fahrt, gelegentliche Überhitzung, Heizung läuft kalt. Lösung - fügen Sie ein Dichtmittel wie Radweld, K-Seal oder Barr's Leaks hinzu. FALSCH! Diese Materialien werden den Motor, den Kühler und die Heizungsmatrix mehr oder weniger dauerhaft beschädigen.

Wir hatten schon mehrere Fälle, in denen bekannte Dichtmittel von Halfords und anderen Herstellern vom Fahrzeugbesitzer hinzugefügt wurden und die Heizung anschließend kalt lief. Ein bestimmtes Auto musste dreimal gespült werden, aber am Ende kam es trotzdem zu einer lokalen Überhitzung und einer geplatzten Kopfdichtung. Ein zerlegter Motor und fast 10.000 Pfund später hatten wir das letzte Zeug herausgeholt. Bei einem unserer Privatfahrzeuge haben wir diesen Fehler vor einigen Jahren gemacht, und bis heute taucht das Material (in diesem Fall K-Seal) immer noch auf und verursacht Probleme.

Was passiert, ist Folgendes: Diese Dichtmittel sind in flüssiger Form in der Kühlflüssigkeit enthalten und harmlos. Sobald es jedoch mit Luft in Berührung kommt - in der Regel an einem Leck - verfestigt es sich und dichtet das Leck ab. Was es bewirken soll. Das Problem ist, dass in alten, nicht abgedichteten Motorkühlsystemen oft Luft eingeschlossen ist und die Dichtungsmasse daher im Motor erstarrt. Normalerweise verstopft zuerst die Heizungsmatrix, die recht enge Kanäle hat, dann der Kühler und schließlich die Kühlkanäle des Motors. Letzteres ist sehr gefährlich, weil die verfestigten Dichtungsklumpen verhindern, dass die verschiedenen Ecken und Winkel im Motor durch das Kühlmittel gekühlt werden, so dass sie sich überhitzen und verformen.

Einmal verfestigt, lässt sich das Material nicht mehr abwaschen oder, soweit wir wissen, in irgendetwas auflösen. Es wird zu einem lehmartigen Pudding, der nur noch von Hand ausgeschöpft werden kann, nachdem man den/die Zylinderkopf(e) abgenommen hat. Physikalische Gewalt mit einem Wasserschlauch kann die Verstopfung des Heizregisters lösen, aber wenn etwas von dem Material im System zurückbleibt, verstopft es einfach wieder.

Erschwerend kommt hinzu, dass insbesondere beim V12 das Spülen des Kühlsystems über die Kühlerschläuche nur wenig Wirkung zeigt. Das liegt daran, dass sich im unteren Teil des Motorblocks der ganze Schmutz sammelt, aber die Spülung am oberen Ende des Motors streicht nur über diesen Bereich, ohne ihn wirklich zu stören. In einem Fall ließen wir die Spülung über eine Stunde lang laufen, und nachdem wir alle Schläuche wieder angeschlossen hatten, verstopfte das System fast sofort.

Wir haben jetzt einen Weg gefunden, die Spülung aus dem Block heraus umzukehren, aber dazu müssen wir beide Thermostate am V12 ausbauen und bestimmte Kanäle blockieren - keine einfache Aufgabe.

Hier sind die ersten Anzeichen für die Verwendung von Dichtungsmitteln zu sehen: Eine dicke Schicht brauner Schmiere um die Kühlmitteleinfülldeckel. Wenn Sie vorhaben, ein solches Auto zu kaufen - lassen Sie es!

Wir haben einige Experimente mit dem betroffenen Auto durchgeführt. Wir haben den Motor auf herkömmliche Weise gespült und dann einen durchsichtigen Kühlmittelfilter eingebaut. Innerhalb weniger Augenblicke nach dem Start des gespülten Motors war der Filter mit alter Dichtungsmasse verstopft.
Was tun Sie also, wenn Sie ein Kühlmittelleck haben? Ersetzen Sie das undichte Teil - in der Regel einen Schlauch. Im Notfall kann man einen tropfenden Schlauch abbinden und ein kleines Leck am Kühler ignorieren, vorausgesetzt, man füllt immer wieder Kühlmittel nach, wenn die Leuchte für niedrigen Kühlmittelstand aufleuchtet oder es Anzeichen von Überhitzung gibt.

Bei einem schwerwiegenden Leck hilft keine Menge Dichtungsmasse. Wir sprechen hier also nur von kleineren, hartnäckigen Lecks - und da gibt es nur eine richtige Lösung. Tauschen Sie das betreffende Teil aus.

FÜGEN SIE NIEMALS KÜHLMITTELLECKDICHTMITTEL HINZU!

Ironischerweise wird dem Besitzer in frühen Jaguar-Handbüchern empfohlen, beim Wechsel der Kühlflüssigkeit Barr's Leaks Additive zu verwenden. Das ist ein falscher Ratschlag!"

Ich habe vor einiger Zeit eine Anfrage an die Firma Liqui Moly gestartet, welche u.a. Kühlerdichtmittel vertreibt und auf den Kommentar von KWECars hingewiesen. Erwartungsgemäß bewirbt der Hersteller sein Produkt und sieht kein Gefahrenpotenzial für den Kühlkreislauf.

Hier die Antwort von Liqui Moly:

"Der von Ihnen angehängte Artikel beruht auf den Erfahrungen der Werkstatt KWE Cars. Die Werkstatt bezieht sich hier auf Dichtmittel, die durch einen chemischen Prozess (Kontakt mit Sauerstoff) abdichten und aushärten. Unser Produkt unterscheidet sich dahingehend, dass es rein Physikalisch abdichtet.

Mikroskopisch kleine Polymerfäden legen sich wie eine Brücke auf die Austrittstelle und verschließen diese. Allein der eigene Druck der Wassersäule im Kühlkreislauf genügt hier aus um Undichtigkeiten zu verschließen.
Sobald das Kühlwasser abgelassen wird, und somit auch der Druck aus dem Kühlsystem, lösen sich die Polymerfäden an der undichten Stelle und öffnen diese wieder. Somit wird unser Produkt mit dem Ablassen des Kühlwasser aus dem Kühlkreislauf entfernt. Wenn Sie eine Spülung durchführen lassen bekommen Sie das ganze System von dem Kühlerdichter befreit.

Aus unserer Sicht besteht hier kein Gefahrenpotenzial für den Kühlkreislauf, solange das Produkt laut Produktinformation angewendet wird."

Ich denke, dass dies eine interessante Thematik ist (betrifft jeden, der einen V 12 hat) zu der man sich hier mal austauschen sollte und würde mich über eure Antworten sehr freuen!

Ein schönes Wochenende wünsche ich euch ALLEN!

Viele Grüße
Thomas

#2:  Autor: NichtschwimmerMannheim BeitragVerfasst am: Sa 11 März, 2023 10:18
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Moin,

interessante und fundierte Ausführungen, super. Meine weniger fundierte Meinung: Wenn das Kühlsystem dicht ist, braucht man das Zeug nicht. Ich habe das Mittel von LM in einen Mercedesoldi und einen neumodisches Auto reingekippt, ohne Wirkung. Beim Mercedes war der Übergang vom dicken Kühlerschlauch zum Kühler unten trotz verstärkter Schlauchschellen, neuem Schlauch einfach nicht 100% dicht zu bekommen. Es gab immer wieder einen Tropfen auf dem Boden. Beim Alltagsauto war der Schaden zu groß. Ich vermute LM es funktioniert nur bei bestimmten Undichtigkeiten oder gar nicht.

Grüße Udo

#3:  Autor: ExcaliburUnna BeitragVerfasst am: So 12 März, 2023 18:10
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Hallo Udo,

herzlichen Dank für deine Antwort.

Jaguar hat seinerzeit wohl aus prophylaktischen Gründen die Zugabe von Kühlerdichtmittel empfohlen. Ich kann nur vermuten, dass der Grund darin zu suchen ist, dass es möglicherweise immer wieder Beschwerden von Kunden gab bezüglich Undichtigkeiten im Kühlwassersystem, evtl. auch bei neueren Fahrzeugen.

Das Kühlerdichtmittel von Liqui Moly ist nicht wirkungslos, denn ich habe es schon bei einem anderen Fahrzeug ausprobiert und danach gab es keine Probleme mehr. LM funktioniert nur bei bestimmten Undichtigkeiten, darauf deuten auch einige Bewertungen zum Produkt bei Amazon hin. Immerhin haben von 3.693 Bewertungen 87% das Produkt mit 4 oder 5 Sternen bewertet. Das Risiko von Fakebewertungen möchte ich an dieser Stelle nicht weiter thematisieren.

Mich würde auch interessieren, wie andere hier im Forum mit dieser Thematik umgehen!

Viele Grüße
Thomas



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