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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 14:50 Titel: V8S Kühlkreislauf sanieren + Zusatzarbeiten |
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Hallo zusammen ,
nachdem mein Wagen nach 47500km deutlich stärker begann nach verdampfenden Kühlmittel zu riechen entschloss ich mich kurzfristig die Wasserpumpe zu tauschen, die ich schon seit geraumer Zeit als Ursache des minimalen Kühlmittelverbrauchs (0,1l / 1000 km) im Verdacht hatte. Entsprechende Kühlmittelanhaftungen im Wasserpumpenbereich ließen sich schon mit dem Endoskop ausmachen, außerdem stand nach 10 Jahren ohnehin eine Austausch des Kühlmittels nach Wartungsvorschrift an. Was bei der Demontage zu Tage kam hat meine Erwartungen leider übertroffen. Nicht nur die Wasserpumpe hatte erheblich Spiel im Lager (ein Wunder das die Gleitringdichtung mit soviel Spiel überhaupt noch dichten konnte) sondern auch der Wasseranschluss des Ölkühlers war durch Korrosion zerstört und fiel zusammen mit dem Übergangsrohr zur Wapu bei deren Demontage wortlos ab.
Als ich den abgebrochenen Stutzen des Ölkühlers sah war mir klar dass es mit dem "schnellen" Wechsel der Wapu nichts wird und die Zeit reif für die Komplettsanierung des Kühlmittelkreises ist. Bedeutet in Klartext : Kompressor ausbauen , Ölkühler , Schläuche unter dem Kompressor, Heizkreisverteiler an Motorrückseite, Wapu, Übergangsrohr, Thermostatgehäuse incl. Anschlussleitungen etc. erneuern. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch gleich meine euroamp Alukühlmittelrohre in Position bringen die übrigens sehr gut passen.
Wenn der Kompressor ohnehin ausgebaut ist läßt sich das Getriebeöl im Verdichter tauschen und der meines Erachtens völlig sinnfreien "Symposer" zur Innenraumbeschallung an der Rückseite entfernen.
Die ganze Operation im Detail zu beschreiben würde den Rahmen wohl sprengen, ich möchte aber all jenen die sich der Aufgabe in Zukunft stellen wollen meine Erfahrungen mitteilen.
- bis heute dachte ich Kühlerfrostschutz hat eine korrosionshemmende Wirkung, sodaß Metalle im Kühlkreislauf nicht angegriffen werden. Anscheinend ist das Kühlmittel - Wassergemisch nach der von Jaguar erlaubten 10-jährigen Nutzungsdauer alles andere als korrosionshemmend und führt zusammen mit Luftsauerstoff zu einer extremen Kristallbildung die auch Aluminium angreift (siehe Bild Ölkühler).Ich werde in jedem Falle zukünftig bereits nach 5 Jahren oder noch früher das Kühlmittel tauschen. Wenig Aufwand um sich viel Arbeit und Geld zu sparen.
- demontiert die Motorhaube vor Beginn der Arbeit ! Das Ding sieht zwar toll aus und erinnert an den e-type verhindert aber nachhaltig vernünftig am Motor arbeiten zu können. Wenn man die Position der Haube zu den Scharnieren vorher genau kennzeichnet ist das Ganze auch in wenigen Minuten wieder exakt montiert und man erspart sich viele Stunden beim Physiotherapeuten der einem die Wirbelsäule wieder auswuchten muss. Außerdem sieht man von vorne wunderbar woran man schraubt :-).
- um den Kompressor überhaupt anheben zu können muss der Motorkabelbaum hinten vorsichtig aus seiner Kunststoffführung gelöst werden. Hier unbedingt genau auf die Kabelführung achten und ohne Gewalt agieren bis der Kabelbaum frei liegt und ausreichend in Richtung Spritzwand geschoben werden kann. Ist wohl eine der besch.. Arbeiten von allen in diesem Zusammenhang
- zum Lösen und korrekten Anziehen (21Nm) der Hochdruckbenzinleitung empfiehlt sich ein Hahnenfuß SW17mm.
- zum Abbau des Kompressors muss die Drosselklappe nicht abgebaut werden. Die Schläuche zur Drosselklappe sind unten am Kompressor befestigt und müssen am Heizungsverteiler hinten und an der Entlüftung vorne abgeschlossen werden.
- der Kompressor war auch bei meinem nie im Regen bewegten und faktisch rostfreien Fahrzeug auf den Führungspins festgegammelt. Mit ein paar Gewindestangen und ein paar Flacheisen kann man sich eine Abdrückvorrichtung basteln (siehe Bilder) mit der sich der Lader sanft lösen lässt, um Ihn dann mit einem Motorheber vorsichtig anheben zu können. Erst in einer ca. 10cm angehobenen Position lässt sich die Befestigung des Kabelbaums der Klopfsensoren am Kompressor lösen (warum auch immer man einen Kabelbaum der am Motor ist an einem abnehmbaren Teil befestigen muss) ebenso der Stecker des Ladedruck/Ansaugtemperatursensor sowie des Symposer Pneumatikventils!
- die Wasserpumpe und die Dichtungen lassen sich mit 4 Führungsgewindestangen sehr viel präziser montieren. Dichtungen mit Gewindestangen am Motor befestigen, Wasserpumpe aufschieben und Verbindungsrohr einfädeln. Muttern nur ganz leicht anziehen. Gewindestangen durch Schrauben ersetzen und festziehen (siehe Bilder).
- für den Kompressor (TVS 1900!) habe ich ACDelco Supercharger Oil 10-4041 (12345982) verwendet. Füllmenge ist 150 ml. Wenn man nicht sicher ist ob alles alte Öl herausgesaugt wurde kann man auch bis zur Füllschraube voll machen und anschliessend 22ml Öl absaugen. Dazu muss der Kompressor natürlich waagerecht stehen !
- wenn man vom Symposer nur das Pneumatikventil belässt und dessen Vakuumanschluss verschließt lässt sich der Kompressor weitaus einfacher wieder vorbei am Kabelbaum ins Fahrzeug einsetzen. Da das Ventil nach wie vor korrekt elektrisch betätigt wird gibt es auch keine Probleme mit der Fahrzeugelektrik. Der Ölwechsel am Kompressor kann ohne Symposer auch in eingebautem Zustand durchgeführt werden. Nicht vergessen den ehemaligen Anschluss des Symposers am Kompressor hinten rechts mit einer Platte zu verschliessen.
Das wären so die wichtigsten und hoffentlich für andere hilfreiche Erkenntnisse die ich während dem Recherchieren und Schrauben bei diesem Projekt gewonnen habe. Ist alles machbar aber bis man alle Informationen gesammelt, Teile besorgt, die Demontageschritte dokumentiert hat und Werkzeuge bastelt vergeht doch einiges an Zeit und ohne eine Hebebühne und sonstigem Kleinkram kommt man auch nicht weit. Nach aller Mühe und ein paar grauen Haaren mehr ist es trotzdem ein erhebendes Gefühl wenn der Bock nach der "Operation" wieder anspringt und nicht mehr nach verdampften Glykol riecht. Weiter Bilder in den nächsten Beiträgen.
Wünsche allen einen nachhaltig dichten Kühlkreislauf. Nach der Schrauberei geh ich jetzt erst mal F-type fahren ;-)
Gruß
Uli
Zuletzt bearbeitet von F-driver am Mo 26 Jun, 2023 15:08, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 14:52 Titel: |
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Bilder ..
Kabelführung hinten ; Kompressor abdrücken
Zuletzt bearbeitet von F-driver am Mo 26 Jun, 2023 14:59, insgesamt einmal bearbeitet |
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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 14:53 Titel: |
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Bilder ...
Kabelbaum hinten ; Hahnenfuss für Hochdruckleitung ; ausgetauschte Teile
Zuletzt bearbeitet von F-driver am Mo 26 Jun, 2023 15:00, insgesamt einmal bearbeitet |
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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 14:54 Titel: |
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Bilder..
Kompressor am Haken ; korrodierter Ölkühleranschluss ; Kristallbildung Kühlmittel
Zuletzt bearbeitet von F-driver am Mo 26 Jun, 2023 15:03, insgesamt einmal bearbeitet |
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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 14:55 Titel: |
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Bilder ...
Alu Kühlmittelrohre von Euroamp mit neuer Wasserpumpe und Aluübergangsstück angeschlossen am neuen Ölkühler
Wasserpumpe noch auf Gewindestehbolzen geführt
Symposer
Zuletzt bearbeitet von F-driver am Mo 26 Jun, 2023 15:18, insgesamt 3-mal bearbeitet |
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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 14:56 Titel: |
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Bilder ..
Symposer entfernt mit Abdeckplatte rechts und verschlossenem Pneumatikschlauch |
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spacefan registrierter Benutzer Hamburg
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 21:41 Titel: |
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Moin,
das nenn ich mal eine einen super Beitrag und Glückwunsch zur gelungenen OP. Habe in absehbarer Zeit ähnliches vor, da kommen die Detailinfos gerade recht. Eine Frage noch zum Deinem Bild mit den Ersatzteilen. Wofür ist die Dichtung links neben dem Ölkühler (Ölkühlerdichtung ?) und das kleine runde Teil das rechts neben dem Ölkühler, innerhalb der Kompresserdeckeldichtungen liegt.
Gruß
Udo |
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SpeedFlap registrierter Benutzer Oberkirch
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Verfasst am: Mo 26 Jun, 2023 21:41 Titel: |
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Ich bin ein wenig entsetzt über die Korrosionsschäden und den offenbar desaströsen Zustand des Kühlmittels.
Der nicht demontierte Rest vom Motor sieht doch bestimmt genauso aus.
Ok, 10 Jahre sind eine ordentliche Zeit, aber bei nichtmal 50tkm schon ein bedenklicher Vorfall.
Sollte das Normalfall sein? Dann müssten hunderte andere F-Types das gleiche Problem haben.
Hier ging doch was nicht mit rechten Dingen zu. Hat hier vielleicht jemand mal eine inkompatible Kühlflüssigkeit reingeschüttet? Eine, die man nicht mischen darf? |
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pmscali registrierter Benutzer Marktrodach
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Verfasst am: Di 27 Jun, 2023 5:59 Titel: |
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....
das kleine Runde teil ist ein Passbuchse mit 2 O-Ringen drauf, die Steckts du in den Kopf und darauf kommen die neuen Kühlwasserrohre.
Zuletzt bearbeitet von pmscali am Di 27 Jun, 2023 11:40, insgesamt einmal bearbeitet |
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pmscali registrierter Benutzer Marktrodach
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Verfasst am: Di 27 Jun, 2023 6:02 Titel: |
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Mit der Flüssigkeit passt was nicht, darf so nicht aussehen.
meiner hat auch 10Jahre und 100tkm, da ist nichts. |
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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Di 27 Jun, 2023 9:47 Titel: |
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@ spacefan
links neben dem Ölkühler liegt die zugehörige Dichtung zum Kurbelgehäuse. Wenn der Ölkühler herunten ist sieht man die Kurbelwelle von oben. Wenn da was reinfällt ist heißt es Motor ausbauen d.h. hier ist beim Schrauben äußerste Vorsicht geboten. Das runde Teil rechts vom Ölkühler (innerhalb der Ladeluftkühlerdichtung) ist der Verschlussstopfen zum Ablassen des Kühlmittels am Motorblock.
Habe mir sicherheitshalber Schraube und Dichtung besorgt, man braucht aber eigentlich nur die Dichtung neu. Zum Herausdrehen der Ablassschraube braucht man einen 1/2" Inbusaufsatz SW17 mit einer ordentlichen Verlängerung.
@ SpeedFlap
Ja die Korrosionserscheinungen sind wahrhaft heftig. Das Kühlmittel war zu 100% die originale Befüllung vom Werk. Ich habe über die letzte Zeit nur destilliertes Wasser nachgefüllt in Summe vielleicht 1,5l . Eine Vermischung mit einer inkompatiblen Flüssigkeit kann man sicher ausschließen.
Am Alu des Motorblocks sind keine Korrosionserscheinungen ersichtlich. Angegriffen wurden die Alurohre der Ladeluftkühler (4 Steckkupplungen oben am Kompressor) sowie eben das Ölkühlerrohr. Die Rohre am Ladeluftkühler haben sich noch soweit "polieren" lassen dass ein Tausch der Ladeluftkühler nicht notwendig war. Beim Ablassen des Kühlwassers bekam ich ein paar Spritzer Wasser ins Gesicht und auch ins Auge weshalb ich sicher sagen kann die Suppe war nicht ph-neutral. Hat ganz schön gebrannt :-) Ggf. ist die Legierung der Rohre halt weniger korrosionsbeständig als die Gußlegierung des Blocks.
Leider bin ich in chemischen Dingen ziemlich ahnungslos , kann mir aber vorstellen dass 10 Jahre Wechselintervall für das Kühlmittel schlichtweg zu viel ist. Weiterhin hat sich durch die schleichende Undichtigkeit der Wasserpumpe ggf. das Kühlmittel mit Luftsauerstoff angereichert und ist deshalb schneller "umgekippt". Überall wo das System zu schwitzen begann bildeten sich diese Kristalle. Vielleicht ist unter euch ja ein Chemiker der hier eine plausible Erklärung liefern kann.
Gruß
Uli |
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SpeedFlap registrierter Benutzer Oberkirch
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Verfasst am: Di 27 Jun, 2023 14:05 Titel: |
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Kühlmittel hat einen pH Puffer im leicht alkalischen Bereich. Sollte immer etwa > pH 8 sein.
Wenn der aufgebraucht ist durch Fremdstoff Eintrag, kippt die Suppe in den sauren Bereich < pH 7 und die Korrosion beginnt. Könnte man mit pH Teststreifen prüfen, bevor es zu spät ist.
Könnte mir auch vorstellen, dass minimale Mengen Verbrennungsgase an der ZKD vorbei ins Kühlmittel gelangen. Nicht soviel dass das Kühlwasser kocht, aber dennoch dass die Additive vorzeitig altern.
Vielleicht führte auch der permanente Systemüberdruck dazu, dass die WaPu leck gegangen ist. |
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F-driver registrierter Benutzer München
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Verfasst am: Mi 28 Jun, 2023 7:49 Titel: |
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Hallo SpeedFlap,
gute Anregung den ph-Wert zu bestimmen. Habe gerade im Datenblatt meines Kühlmittels gelesen daß eine 50% Mischung ph 8.6 haben soll. Mal sehen wo sich mein frisch befüllter Kühlkreislauf jetzt befindet und ob sich das über die Zeit ändert.
Gruß
Uli |
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